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Lernprozesse und Emotionen prägen den menschlichen Geruchssinn. Das kann zu großen Irrtümern führen.

Gerüche sind Kopfsache. Das klingt zwar sehr vernünftig, aber das Gegenteil ist der Fall. Wir bewerten Gerüche in unserer Umwelt gewöhnlich sehr subjektiv und emotional. Schnell ordnen wir ein, ob wir einen Geruch als angenehm oder übel empfinden. Dies hängt mit der Verarbeitung der Geruchsinformation zusammen: von den Riechzellen in der Nase über die Riechnerven direkt in das menschlichen Gehirn. Dort wird der Geruchseindruck mit Gefühlen und Erinnerungen verbunden. Für unsere steinzeitlichen Vorfahren war die emotionale Verbindung zum Riechen überlebenswichtig. Die Ur-Menschen verbanden Essbares mit einem Wohlgeruch, verdorbene oder giftige Nahrungsmittel lösten hingegen durch ihren Gestank Abneigung und Ekel aus, wobei die emotionale Einstufung in „wohlduftend“ und „stinkend“ aus einem Lernprozess durch Ausprobieren erfolgte. Auch heute erlernen wir noch Gerüche im Lauf unseres Lebens zu bewerten. Die Zuordnung in angenehme oder störende Gerüche entwickelt sich auf diese Weise mit unserer kulturellen Prägung und unserer Lebenserfahrung.

Übel muss nicht gefährlich sein

Aus dieser Prägung heraus können Gerüche manchmal auf eine Gefahr hindeuten, die so nicht vorhanden ist. Nehmen wir einen auffälligen und ungewöhnlichen Geruch wahr, wird er bewertet und einem Wohlgefühl oder einer Gefahr zugeordnet. Bei Gerüchen setzen wir unangenehm meist mit Giftigkeit oder Gefahr gleich. In unserem Alltag ist das allerdings nur sehr selten der Fall. Dennoch halten manche Menschen einen üblen Geruch für so gefährlich, dass sie gesundheitliche Einschränkungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Müdigkeit spüren. Diese Symptome schreiben sie einer vermeintlichen Giftigkeit zu, dabei sind sie eher ein psychosomatischer Hinweis des eigenen Körpers, diesen Geruch doch bitte dringend zu meiden. Ein Beispiel ist der muffige Geruch, der von alten, aus den 1960er- bis 1980er-Jahren erbauten Fertighäusern ausgehen kann. Die meisten Menschen empfinden ihn als störend und unangenehm, obwohl dieser Geruch wissenschaftlich nicht als gesundheitsschädlich eingestuft wird. Problematisch wirkt er sich auf die Bewohner trotzdem aus: Der Geruch des Hauses haftet an ihren Haaren und ihrer Kleidung. Das kann zu sozialen Problemen führen, wenn etwa Schulkinder wegen des muffigen Geruchs, den sie verströmen, ausgegrenzt werden.

Düfte können manipulieren

Genauso kann uns ein Wohlgeruch täuschen. Durch die starke Verknüpfung zwischen Geruch und Emotion sind wir verführbar. Viele industriell eingesetzte Duftstoffe animieren zum Kauf von Produkten. Die Werbung für Parfums verspricht eine Betonung unserer Attraktivität, genauso wie der als frisch wahrgenommene Waschmittelgeruch für viele Menschen mit einer besonders guten Waschkraft und reinigenden Wirkung in Verbindung gebracht wird. Über die emotionalen Manipulation hinaus können Duftstoffe für einige Menschen eine gesundheitliche Bedeutung bekommen, denn viele dieser riechbaren Verbindungen können Allergien verursachen. Das kann soweit führen, dass Duftstoffallergiker im öffentlichen Raum starke Einschränkungen hinnehmen müssen, bei Raumbeduftungen etwa, die mitunter in Hotels, Kaufhäusern oder der Gastronomie eingesetzt werden.

Der Geruchssinn hilft

Trotz all der möglichen Irrtümer hilft dieser wunderbare Sinn, den wir schmerzlich vermissen, wenn wir erkältet sind, auch immer wieder in schwierigen Situationen oder bei komplizierten Entscheidungen. Durch die schnelle unbewusste Verarbeitung können Menschen sofort auf Gefahren reagieren, wenn der Geruch mitunter einen Fluchtinstinkt auslöst wie bei Brandgeruch oder stechend riechenden Gasen. Der Geruchssinn ist dann ein Lebensretter, damals wie heute. Aber auch im Alltag kann unsere Geruchserfahrung helfen, verschiedene Produkte, Materialien, Lebensmittel oder Innenräume zu bewerten und diejenigen zu finden, die ökologischer, nachhaltiger und gesünder sind.

Dieser Text erschien zuerst im StadtZeit-Magazin Kassel, Autor/in: Dr. Kerstin Volkenant, Peter K. Wolff

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